Geschichte der Berna
Jedes Reych kann zur Vermehrung seines eigenen Ruhmes Geistesgrössen und Künstler zu so genannten „Ehrenschlaraffen“ erküren. Das Reych der Berna hat bisher vier kreative Geister ausgewählt:
ES Schweizerdolch
Niklaus Emanuel Allemann, genannt Deutsch (1484-28.04.1530), war von Beruf Maler und führte einen eigenen Betrieb; es ist anzunehmen, dass er Meister war. Manuel war vielseitig begabt und ehrgeizig; er heiratete die Tochter eines Ratsherren, trat in eine der vier Vennerzünfte ein und wurde schon bald in den Grossen Rat gewählt. Nach den Wirren der Reformation kehrte Manuel zurück nach Bern und wurde ein erbitterter Feind des Papstes, schrieb Fastnachtsspiele, in denen er die Schwächen der katholischen Kirche anprangerte, und hatte mit seinen revolutionären Ideen durchschlagenden Erfolg. Der kirchliche Revolutionär (Reformation) und Volkstribun, der nun in politische Ämter gelangte (Kleiner Rat), entpuppte sich als verantwortungsbewusster Diener des Staates und gewissenhafter Verwalter. Manuel blieb ein Liebling der Stadt und gewann auch langsam das Vertrauen der Räte und Burger. Sein Totentanz, an eine Mauer des Dominikaner-Klosters in Bern gemalt (heute Französische Kirche), ist nur noch in Entwürfen und Kopien erhalten. Er signierte seine Werke mit NMD und einem Schweizerdolch.
ES Alpinus
Der Schweizer Mediziner, Botaniker und Naturforscher Albrecht von Haller (16.10.1708-12.12.1777) stammte aus einer Berner Patrizierfamilie. Der Berner Historiker Dr. Werner Juker schreibt über ihn: „Die hervorragendste Gestalt in der kulturellen Hochblüte des 18. Jahrhunderts ist Albrecht von Haller, universeller Gelehrter, Hochschullehrer in Göttingen, Dichter, Denker, Arzt, Anatom, Staatsbeamter, Bibliothekar, Literaturkritiker, alles in tiefster Gründlichkeit und höchster Vollendung. Die gesamte Bildungsgeschichte seines Jahrhunderts ist ihm verpflichtet, alle gelehrten Gesellschaften huldigten ihm, unzählige Bände füllt seine Korrespondenz mit der ganzen gelehrten Welt seiner Zeit, Könige standen mit ihm in dauernder Verbindung, der deutsche Kaiser (Joseph II. von Habsburg) besuchte ihn inkognito in Bern.“ Sein dichterisches Hauptwerk, das Gedicht „Die Alpen“ (1729), sieht in der Natur nicht nur die Schönheit, sondern auch die planvolle und zweckmässige Ordnung.
ES Ueli vom Bauernspiegel
Auch der Pfarrer und Volksdichter Jeremias Gotthelf (4.10.1797-22.10.1854) stammte aus einer Altberner Patrizierfamilie. Als Sohn eines Pfarrers studierte er Theologie in Bern und Göttingen. Schliesslich wurde er protestantischer Pfarrer in Lützelflüh im Emmental. Erst mit 40 Jahren begann er mit seiner Schriftstellerei und stellte in realistischen Romanen das Bauerntum seiner Heimat dar. Seine Werke sind im Grunde genommen vertiefte Seelsorge, und seine grossartige Gestaltung der Menschenseele, in ihren Anfechtungen und mit ihrer inneren Kraft, ist mit den grossen russischen und skandinavischen Erzählern verglichen worden. Auch sein Humor in den drei Brautschau-Novellen ist köstlich. Obwohl Gotthelf immer wieder berndeutsche Worte einflocht, ja seine Dialoge sogar häufig in Berndeutsch schrieb, ist er kein Dialektdichter. Sein schlaraffisches Pseudonym stammt aus dem Erstlingsroman „Bauernspiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf“ (1837). Dies ist keine Autobiographie, aber ein grossartiges Sittengemälde. Im ES-Namen steht noch der typische Schweizername Ueli (Ulrich). Uli ist die Hauptfigur in Gotthelfs beiden berühmtesten Romanen „Uli der Knecht“ und „Uli der Pächter“ (1841 und 1849). Ebenso berühmt wurde auch seine mythisch-gewaltige Geschichte „Die schwarze Spinne“ (1842).
ES Relativ
Albert Einstein (14.03.1879-18.04.1955) ist der einzige ES der trutzigen Berna, der nicht Berner war. Seine Beziehung zu Bern besteht aber darin, dass er von 1902 bis 1907 als Prüfer im Schweizer Patentamt in Bern angestellt war und in dieser Zeit seine spezielle Relativitätstheorie entwickelte.
In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen verwirrte er zuerst seine Fachkollegen und stiess zum Teil auf Ablehnung, aber es gab auch Befürworter seiner neuen Ideen, wie den deutschen Physiker Max Planck. Noch bevor Einstein Bern verliess, begann er mit der Erweiterung und Verallgemeinerung der Relativitätslehre. Schliesslich verbreitete sich sein Ruhm in der ganzen Welt. 1911 ging er an die deutsche Universität in Prag, nach seiner Professur an der ETH Zürich wurde er 1913 schliesslich zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin berufen. Nach 1919 erhielt er zahlreiche Ehrungen und Preise, 1922 den Nobelpreis für Physik. Nach Hitlers Machtübernahme in Deutschland beschloss Einstein, von Lehrveranstaltungen in den USA nicht mehr nach Deutschland zurück zu kehren. In Princeton (New Jersey) übernahm er eine Stelle am Institute for Advanced Study.