Ritterlichen Gruß und Handschlag zuvor!
Schlaraffia ist ein weltweiter Freundschaftsbund. Das Wort „Schlaraffe“ stammt vom mittelhochdeutschen „Slur-Affe“ und bedeutete damals nichts anderes als „sorgloser Genießer“. Im Falle der heutigen Schlaraffen ist es allerdings mehr im musisch-geistigen Sinne gemeint und hat beileibe nichts mit gourmandhafter Völlerei und übermäßigem Bierkonsum zu tun.
Wer Schlaraffe wird, tritt in ein geistiges und künstlerisches Schlaraffenland ein mit Grenzen, aber grenzenlosen Möglichkeiten. Es waren Künstler, Akademiker, Handwerker und Bürger aus allen Schichten, die 1859 in Prag diesen besonderen Freundschaftsbund gründeten.
Heute gibt es ca. 260 Reyche (Ortsvereine der Schlaraffen) mit ca. 10.000 Mitgliedern v.a. in der Schweiz, Deutschland und Österreich aber auch in anderen europäischen Ländern, in Nord- und Südamerika sowie in vereinzelt in Afrika und Ostasien. In jedem dieser Reyche ist ein Schlaraffe herzlich willkommen und überall wird deutsch gesprochen.
Von Oktober bis April treffen sich die Schlaraffen einmal pro Woche in ihrer Burg zur so genannten Sippung. Der Uhutag in Bern ist Montag, die Sippung findet abends von 20.00 Uhr bis ca. 22.00 Uhr statt. Die Schlaraffia Berna wurde schon 1884 gegründet und verfügt über ein eigenes Haus mit Koch und Küche. Bevor die Sippung startet, kann man also zünftig speisen. Daneben kann man im Laufe der Woche auch andere Schlaraffenreyche besuchen.
Schlaraffe zu sein, bedeutet Freund sein. Sie spielen gemeinsam ein ritterliches Spiel nach eigenen Regeln. Dabei lernt einer vom anderen. Der Humor und das „Sich-nicht-Ernstnehmen“ spielen eine große Rolle. Alle schönen Künste werden gepflegt. Wer in das schlaraffische Spiel eintritt, vergisst berufliche und private Sorgen. Das schlaraffische Spiel entspannt von der Hektik des Alltagsstresses. Probieren Sie es einfach aus!
Eingebunden ist das Spiel – im Geiste der Neoromantik des 19. Jhds. – in ein Ritterspiel. Alle Schlaraffen werden nach einiger Zeit zu Rittern ihres Reyches mit heiteren, meist selbstironischen Ulknamen, eigenen Hüten und Rittermänteln. Sozialer Status, weltliche Hierarchien und Eitelkeiten sollen im schlaraffischen Rahmen keine Rolle spielen. Hier ist jeder nur Schlaraffe. Die vielen Titel, Orden, Ehrungen, Ämter, die es bei den Schlaraffen dennoch gibt, muss man als Parodie auf die Standesdünkel im profanen Leben verstehen. Ganz wichtig sind die Toleranz und die Herzlichkeit, die dem Freund entgegengebracht werden.
Im ersten Teil einer Sippung werden unter Jubel und Fanfaren die auswärtigen Gäste des Reyches begrüßt.
Der zweite Teil ist den so genannten Fechsungen vorbehalten. Hier wird nicht mit Schwertern gefochten, sondern mit musikalischen oder wortreichen Darbietungen. Jeder, der möchte, trägt etwas zum Gelingen des Abends bei. Nach vorgegebenen Themen oder ohne halten Schlaraffen kleine, heitere oder ernste Vorträge, geben selbstgemachte Gedichte zum besten oder rezitieren Literaten. Sie spielen Klavier oder andere Instrumente, singen aus der musikalischen Literatur, aber auch gemeinsam aus einem umfangreichen schlaraffischen Liederbuch. Auch andere Musen werden tüchtig gepflegt. Im Prinzip ist das schlaraffische Spiel offen für alle Formen künstlerischer Darbietungen, von der Pantomime bis zur Spontandichtung. Jede Generation kann sich mit neuen Ideen einbringen und das Spiel bereichern. Es werden hier keine professionellen Darbietungen vorausgesetzt, jeder kann sich nach seinen Stärken und Neigungen einbringen.
Drei thematische Bereiche sind innerhalb des schlaraffischen Spiels jedoch ausgeklammert: Politik, Religion und das Geschäft. So wird Streit und Zwitracht vermieden und es wird darauf geachtet, dass keine Gefühle der Freunde verletzt werden. Die Schlaraffen verfolgen keine bestimmte Weltanschauung oder politische Einstellung und sind auch kein Business-Club zum Aufbau von Geschäftskontakten.
Alle Männer, die für musische Interessen aufgeschlossen sind. Sie stammen aus allen Berufen und Gesellschaftsschichten mit den verschiedensten weltanschaulichen und politischen Orientierungen. Auch wer kein „geborener Musiker“ oder Vortragender ist, wird bei Schlaraffia willkommen geheißen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen und so Mancher hat im Spiel selbst noch neue Seiten an sich entdeckt und entwickelt.
Deshalb freuen wir uns über Männer ab Mitte 20 und älter, die jung geblieben sind und sich engagieren wollen. Es gibt bei uns keine Präsenzpflicht, aber die Hoffnung, dass jeder Schlaraffe sich rege beteiligt.
So waren auch eine Reihe von bekannten Künstlern und Schauspielern, wie zum Beispiel, Franz Lehár, Gustav Mahler und Gustl Bayrhammer Schlaraffen.
Wer neugierig geworden ist, kann einfach den Kantzler der Berna, Ritter Mundstück alias Peter Huber, oder den Vereinsvorsitzenden, Ritter Lusitano, alias Beat Schori, per E-Mail oder telefonisch kontaktieren und zu einer der abendlichen Sippungen vorbeikommen (Kontakt).
Nach ungefähr drei Besuchen sollte man wissen, ob man sich die Schlaraffen und ihr Spiel näher ansehen möchte. Wenn dem so ist, wird man zum „Prüfling“ und erhält eine „Prüflingshaube“ als Mütze. Weiter hat man zu diesem Zeitpunkt keine Verpflichtungen und kann völlig frei den Sippungen beiwohnen. Und Fragen sind immer willkommen. Diese Zeit dient dazu, die Schlaraffen des Reyches und das Spiel besser kennenzulernen.
Nach mindestens sechs weiteren Abenden kann man sich entscheiden, ob man in den Schlaraffenbund aufgenommen werden will. Dies ist dann der formelle Eintritt in den Verein. Über die Aufnahme stimmen die Sassen des Reyches – also die Mitglieder des Vereins – ab. An der „Junkertafel“ verbringt man mit allen anderen Neulingen dann ungefähr ein Jahr als Knappe und eines als Junker. Viele ältere Schlaraffen blicken mit Wehmut auf ihre schöne Zeit an der Junkertafel zurück. Zuletzt wird man in einer feierlichen Zeremonie zum Ritter geschlagen.
Die „Ceremoniale“ und Bräuche der Schlaraffen sollte man nicht zu ernst nehmen – wir nutzen sie, um das Spiel lebendig und abwechslungsreich zu gestalten. Es ist immer was los bei den Schlaraffen!
Die Schlaraffia Berna ist als Rechtspersönlichkeit ein normaler Verein und unterliegt dem Schweizer Vereinsrecht. Der Mitgliedsbeitrag von z.Z. 400,- CHF jährlich dient der Deckung der laufenden Kosten und dem Unterhalt des Vereinsgebäudes. Knappen und Junker bezahlen die Hälfte.
Die einzelnen Schlaraffenreyche sind im Weltbund Schlaraffia zusammengefasst, der seinen Sitz in Bern hat. Der Weltbund entscheidet über die „Spielregeln“ des Bundes, die im so genannten Schlaraffenspiegel festgehalten sind.
Was tun Schlaraffen nicht?
Politik, Geschäft und Religion sind bei uns Schlaraffen keine Themen. Wir lassen sie aussen vor, um Spannungen zu vermeiden.
Das Erzählen sogenannter „Männerwitze“ und generell Humor unter der Gürtellinie und Verletzendes sind unerwünscht.
Schlaraffen pflegen auch kein soziales Engagement innerhalb des Bundes. Für diesen Zweck gibt es ja zahlreiche Alternativen.
Jede Verwechslung oder Vergleich mit Fasching oder Karneval erschiene dem Schlaraffen ungeeignet. Das laute Possenreißen der winteraustreibenden Narren ist nicht seine Sache.
Schlaraffen sind weder eine Loge oder noch ein Geheimbund. Die Sippungen sind öffentlich zugänglich und wurden auch schon in Fernsehbeiträgen dokumentiert.
Die Sippungen finden grundsätzlich nur unter Männern statt, jedoch mehrmals im Jahr sind die Damen zu besonderen Anlässen dabei. Darüber hinaus gehören sie im Sommer zu vielen privaten Festen und Ausflügen dazu. Viele unserer Frauen halten Kontakt untereinander und treffen sich in loser Folge zu geselligem Beisammensein.
Ein Grossteil der Texte zu Schlaraffia wurden uns freundlicherweise von den Sassen der Hannovera (20) zur Verfügung gestellt. Sie gehen auf Ideen von Rt. Hanseat (20), Rt. Schmunzel (55) und Rt. Tintenhertz (57) zurück. Zusammengestellt und bearbeitet von Jk Oliver (70).
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